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In „Ertlbus“ steckt viel von Bayer-Reisen

Ehinger Unternehmen gründet mit einem der Ertl-Söhne eine neue Firma



Ochsenhausen/sz Seit mehr als 50 Tagen sind in der Region um Ochsenhausen Fahrzeuge mit der Aufschrift „Ertlbus“ unterwegs. Hinter der neu gegründeten Firma Ertl Verkehr GmbH (Ertl-Verkehr) steckt mehrheitlich das Ehinger Unternehmen Robert-Bayer GmbH (Bayer-Reisen). Bei einem Pressegespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“ in dieser Woche haben die Verantwortlichen erläutert, was es damit auf sich hat und wie es mit dem Linienverkehr im östlichen Landkreis weitergeht.

Nach dem Insolvenzantrag der Ertl-Reisen GmbH (Ertl-Reisen) im Juni vergangenen Jahres war die Sorge groß, dass in den Räumen im Ochsenhauser Gewerbegebiet Untere Wiesen für immer das Licht ausgeht. Doch dem ist nicht so. Ein großes Schild prangt nun über dem Eingang: „Ertl Verkehr GmbH“ steht auf diesem geschrieben. „Wir haben mit Steffen Ertl eine Gesellschaft gegründet, die ,Ertl Verkehr GmbH’. Diese erbringt in unserem Auftrag Verkehrsleistungen im Linienverkehr“, erläutert Bayer-Reisen-Inhaber Robert Bayer. Ihm gehöre mehrheitlich die neu gegründete Firma. „Wir arbeiten aber auf Augenhöhe zusammen“, betont Tochter und geschäftsführende Gesellschafterin Sonja Bayer.

Steffen Ertl, einer der beiden Söhne von Karl-Hans und Johanna Ertl, war bei dem Pressegespräch nicht mit dabei. Karl-Hans und Johanna Ertl waren die Inhaber von Ertl-Reisen. Geschäftsführer von Ertl-Verkehr ist Patrick Werner, der schon seit mehreren Jahren bei Bayer-Reisen tätig ist. Sein Vater, Eckhard Werner, ist Geschäftsführer bei Bayer-Reisen. Ertl-Reisen habe Ende Oktober ihren Geschäftsbetrieb eingestellt, wie die zuständige Sachbearbeiterin des Insolvenzverwalters der SZ sagte.

Ertl-Verkehr ist also ein komplett neues Unternehmen, hat mit Ertl-Reisen rein rechtlich nichts zu tun. Den Mitarbeitern, die im Oktober noch bei Ertl-Reisen beschäftigt waren, sei ein Arbeitsplatz bei Ertl-Verkehr angeboten worden, wie Eckhard Werner erläutert. „30 Mitarbeiter haben dieses Angebot angenommen“, sagt Sonja Bayer. Alle weiteren Beschäftigten seien neu eingestellt worden. Insgesamt arbeiten bei Ertl-Verkehr rund 50 Menschen im Linienverkehr sowie über fünf Verwaltungsangestellte. Ertl-Reisen zählte beim Einreichen des Insolvenzantrags mehr als 100 Mitarbeiter.

Wichtig bei der Kooperation sei es für alle Beteiligten gewesen, den Namen „Ertl“ weiterzuführen. „Dieser Namen hat in der Raumschaft um Ochsenhausen einen guten Ruf“, sagt Eckhard Werner. Deshalb habe man die Marke „Ertlbus“, die auf den Fahrzeugen steht, geschaffen.

Um die Fahrgäste transportieren zu können, brauchte es neben Fahrern auch Busse. „Wir mussten innerhalb von sechs Wochen einen Fuhrpark aufstellen“, erläutert Patrick Werner. Bayer-Reisen schaffte dazu mit Ertl-Verkehr rund 35 Niederflurbusse an. Barrierefreiheit, Rollstuhlplätze und Klimaanlage – diese Kriterien erfüllt die Flotte. Wegen des neuen Stadtbuskonzepts in Biberach – Bayer-Reisen ist hier ebenfalls das ausführende Unternehmen – ergab sich die Möglichkeit, einen Teil der Fahrzeuge in der Region Ochsenhausen einzusetzen. Deshalb sieht man auf den Straßen auch immer wieder die blauen Busse, die man bislang eigentlich nur vom Biberacher Stadtgebiet kannte. „Durch die Gelenkbusse aus dem Biberacher Stadtverkehr können wir Kapazitätsengpässe abfedern, was uns auch gelingt“, sagt Eckhard Werner. Patrick Werner ergänzt: „Gerade in den Wintermonaten sind mehr Pendler und Schüler mit dem Bus unterwegs, weil sie beispielsweise das Fahrrad nicht nutzen können.“

Positive Bilanz nach 50 Tagen

Nach den ersten 50 Tagen Ertl-Verkehr zogen die Verantwortlichen eine positive Bilanz. „Der Übergang hat reibungslos funktioniert“, sagt Eckhard Werner. Probleme im Linienverkehr habe man schnell in Angriff genommen und diese zusammen mit Schulen und Kommunen gelöst. „Auf Dauer wollen wir uns in der Region etablieren“, sagt Sonja Bayer. Man sei an mehreren Punkten dran, mit weiteren Kommunen im Gespräch. Denn der Nahverkehr sei ein sich ständig verändernder Markt.

Auch Ausflugsverkehr im Programm

Neben dem Linienverkehr möchte Ertl-Verkehr auch den Reise- und Ausflugsverkehr von Ertl-Reisen weiterführen, wie Sonja Bayer erläutert. Das Angebot richte sich beispielsweise an die Vereine. Laut Robert Bayer konnten aus der Insolvenzmasse von Ertl-Reisen ein paar Reisebusse erworben werden. „Das hat unsere Fahrer gefreut, denn jeder hat zu seinem Fahrzeug ja eine Beziehung“, weiß Sonja Bayer. Man könne von acht- bis 80-Sitzern alle Kapazitätsgrößen anbieten, so Eckhard Werner. Auch, weil es die Möglichkeit gebe, Busse aus dem Bayer-Reisen-Fuhrpark anzumieten.

Quellennachweis: Schwäbische Zeitung vom 03.02.2018 / Daniel Häfele
FROH SCHLÄGT DAS
HERZ IM REISEKITTEL,
VORAUSGESETZT MAN
HAT DIE MITTEL.
WILHELM BUSCH, 1832–1908